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Hintergrundinformation zum
Song „ plemplem“:
gefunden bei
http://www.argumentarium.ch/religion/24-gott/278-gibt-es-gott
Gott lässt sich weder
beweisen noch widerlegen, weil es
"den" Gott nicht gibt. Mit dem Begriff "Gott" werden völlig
verschiedene Dinge bezeichnet, weshalb ein Beweis oder eine Widerlegung
unmöglich ist. Solange nicht klar ist, was mit "Gott"
bezeichnet
wird, lässt sich seine Existenz genauso wenig beweisen oder
widerlegen wie jene
eines Kwabromuzls. Was also ist "Gott", der/die/das bewiesen
oder widerlegt werden soll? Handelt es sich dabei um einen
alten Mann mit
weissem Bart, der Erde und Menschen vor rund 6000 Jahren
geschaffen haben
soll? Oder handelt es sich dabei um eine höhere "Kraft" oder
"Energie", welche alles durchdringt? Um etwas Allmächtiges?
Handelt
es sich um einen Gott, um eine Göttin, um "ein" Gott (eine
"Sache") oder um eine ganze Götterwelt? Gehören Engel
auch zum
Göttlichen, ist Gott in jedem von uns drin? Ist Gott die
Liebe, das Erkennen
(Meister Eckhardt)? Offenbart sich Gott in den Handlungen der Natur
(Galileo
Galilei)? Ist Gott die Wahrheit (Mahatma Gandhi)? wesensgleich mit der
naturgesetzlichen Macht (Max Planck)? eine grenzenlos
überlegene Vernunft
(Albert Einstein)? die zentrale Ordnung der Wirklichkeit (Werner
Heisenberg)?
(Niemz 2011, S. 86) Je nachdem, was mit "Gott" bezeichnet wird,
müssen Beweis oder Widerlegung ganz verschieden ausschauen.
Zudem muss geklärt
werden, wie ein Beweis oder eine Widerlegung ausschauen
müsste. Genügt als
Beweis eine Offenbarung, eine Gotteserfahrung, eine platte Behauptung?
als
Widerlegung das Aufzeigen eines logischen Widerspruchs? Oder ist Gott
eben
gerade das grundsätzlich Unwiderlegbare?
Das Denkbare
Einer der bekanntesten Gottesbeweise
lautet, dass Gott existieren
müsse, weil Gott als das Absolute, das Grösste
denkbar sei. Gott sei dasjenige,
worüber nichts Grösseres gedacht werden
könne ("Gott ist grösser").
Gott sei allerdings nicht nur ein Gedanke, sondern müsse auch
real existieren,
weil die Existenz Gottes etwas Grösseres sei als der alleinige
Gedanke, dass
Gott existiere. Gottes Existenz gehe über den Gedanken als das
"Grösste" hinaus, also müsse Gott als Absolutes,
Grösstes existieren.
Dieser "ontologische
Gottesbeweis" wurde allerdings durch Immanuel
Kant widerlegt
und es lassen sich dagegen leicht Einwände
vorbringen.
Der absolute Gott
So müsste Gott als Absolutes,
Grösstes zugleich absolut gut,
allmächtig und allwissend sein. Ist Gott aber
allwissend, allmächtig und
zugleich nur gut, dann lässt sich das nicht Gute nicht
erklären. Das
sogenannte Theodizee-Problem ist
schon seit langem bekannt, lässt sich aber nicht
lösen und stellt damit einen
Gott in Frage, der alle ausschliesslich positiven Eigenschaften in sich
vereint. Entweder ist Gott auch verantwortlich für alles
Böse / Nicht-Gute oder
es muss etwas anderes nebst Gott geben, das für das
Böse / Nicht-Gute
verantwortlich ist. Im Christentum hat der Teufel diese Rolle inne -
der damit
aber mindestens so mächtig wie Gott sein müsste, da
er sich sonst nicht gegen
Gott durchsetzen könnte. Zudem wurde angeblich Eva durch den
Teufel verführt,
der mit Gott identische Gottessohn durch den Teufel geprüft -
was die Ohnmacht
Gottes erst recht bestätigen würde.
Ein damit verwandtes Problem hat mit
der Willensfreiheit des
Menschen zu tun. Ist Gott allwissend, weiss er auch wie sich Menschen
entscheiden werden. Weiss Gott, was ich tun werde und kann ich nur das
tun, was
Gott ohnehin schon weiss, wie kann er mich dann für meine
Handlungen
verantwortlich machen? Ohne solchermassen verstandene Willensfreiheit,
die
nicht mit einem allwissenden Gott vereinbar ist, trägt
Gott als Schöpfer
der Menschen die Verantwortung für deren Taten. Eine
Beurteilung nach dem Tod
(Hölle oder Himmel) ist damit gerechterweise nicht
möglich, ein wesentliches
Element des (jüdischen, christlichen und muslimischen)
Gottesbildes widerlegt.
Solche Widersprüchlichkeiten
eines "absoluten"
Gottes ergeben sich auch bei folgender bekannten Frage: Kann Gott einen
Stein
erschaffen, der so schwer ist, dass Gott ihn nicht selbst
heben kann? Wer
die Frage mit "ja" beantwortet gesteht ein, dass Gott nicht jeden
möglichen Stein heben kann, gesteht also ein, dass Gott nicht
allmächtig ist.
Wer die Frage mit "nein" beantwortet gesteht ein, dass Gott nicht
alles schaffen kann, dass er also nicht allmächtig ist. Wie
man die Frage auch
beantwortet: Gott kann nicht allmächtig sein. Kann Gott ohne
Allmacht aber das
"Absolute", das "Grösste" sein?
Beweis- und
Widerlegbarkeit
Die Vorstellung eines
allmächtigen Gottes ist
selbstwidersprüchlich, weshalb aus wissenschaftlicher
Perspektive ein
allmächtiger Gott schlicht nicht existieren kann und damit
auch nicht
existiert. Es ist also nicht so, dass jede Gottesvorstellung
möglich ist.
Vielmehr lassen sich verschiedene Gottesbegriffe logisch ausschliessen,
wie
bereits diese einfachen Beispiele zeigen. Man kann zwar an einen
solchen Gott
glauben so wie man auch an den Osterhasen glauben kann oder daran, dass
die
Erde eine Scheibe ist, die auf dem Panzer einer Schildkröte
ruht. Will man
aber nicht einen völlig willkürlichen und rein auf
Glauben und Phantasie
basierten Gottesbegriff, darf dieser keine Widersprüche
enthalten, sind diesem
enge Grenzen gesetzt. Gottesbegriffe, die widersprüchlich
sind, sind unmöglich
und widerlegt. Es handelt sich bei einem solchen "Gott" nicht um ein
"Mysterium", um etwas "Unerklärliches", um etwas, das der
Verstand nicht erfassen kann oder um etwas "Undenkbares", sondern um
ein Phantasiegebilde, das nicht real existiert.
Natürlich lässt sich
behaupten, dass Gottes Wege
unergründlich seien - es stellt sich dann zumindest im Bereich
der
abrahamitischen Religionen (Judentum, Christentum, Islam) die Frage,
warum er
sich trotzdem in einem Buch offenbart haben soll. Es lässt
sich auch mit Luther
sagen, dass wer ein Christ sein wolle, der Vernunft die Augen
ausstechen müsse
(Spektrum.de).
Geht es aber darum, Gott zu beweisen oder zu widerlegen, muss die
Vernunft
vorausgesetzt werden und klar sein, was mit Gott bezeichnet wird. Denn
ansonsten meint Gott alles und nichts, wird Gott seiner Attribute
beraubt, wird
der Begriff Gott zum Begriff Willkür, kann mit Gott auch ein
Teufel gemeint
sein. Für Beweis- und Widerlegbarkeit eines Gottes
gibt es also ziemlich
klare Bedingungen - und die Beweislast liegt nicht bei jenen, welche an
Gott
zweifeln:
„Viele
strenggläubige Menschen reden so, als wäre es die
Aufgabe der Skeptiker, überkommene Dogmen zu widerlegen, und
nicht die der
Dogmatiker, sie zu beweisen. Das ist natürlich ein Fehler.
Würde ich die
Ansicht äußern, dass eine Teekanne aus Porzellan
zwischen Erde und Mars auf
einer elliptischen Bahn um die Sonne kreist, so könnte niemand
diese Behauptung
widerlegen, vorausgesetzt, ich füge ausdrücklich
hinzu, die Teekanne sei so
klein, dass man sie selbst mit unseren stärksten Teleskopen
nicht sehen könne.
Würde ich dann aber behaupten, weil man meine Behauptung nicht
widerlegen
könne, sei es eine unerträgliche
Überheblichkeit der menschlichen Vernunft,
daran zu zweifeln, so würde man mit Recht sagen, dass ich
Unsinn rede. Würde
die Existenz einer solchen Teekanne aber in antiken Büchern
bestätigt, jeden
Sonntag als heilige Wahrheit gelehrt und den Schulkindern
eingetrichtert, so
würde jedes Zögern, an ihre Existenz zu glauben, zu
einem Kennzeichen von
Exzentrik, und der Zweifler würde in einem
aufgeklärten Zeitalter die
Aufmerksamkeit von Psychiatern erregen, in einer früheren Zeit
dagegen die der
Inquisitoren.“ (Bertrand Russell, zitiert in Dawkins 2008, S.
74f.)
Um sich der Frage nach der Existenz
Gottes zu nähern ist es
also sinnvoll, zu klären, was mit "Gott" überhaupt
gemeint ist und ob
der jeweilige Gottesbegriff Widersprüche enthält.
Der
gefühlte,
abstrakte Gott
Gott wird von manchen Menschen als
eine "Kraft"
bezeichnet, als eine "Macht" oder "Energie", welche alles
durchströmt, als etwas Unbeschreibliches, das sich aber
fühlen und empfinden
lässt. Der Astronaut Edgar Mitchell beschrieb dieses
Gefühl in seinem Buch
"Wege ins Unerforschte" über den Rückflug vom Mond
zur Erde wie
folgt:
„Was ich während
der dreitägigen Rückkehr zur heimatlichen
Erde erlebte, war so etwas wie ein überwältigendes
Gefühl universalen
Verbundenseins. Ich fühlte tatsächlich, was gerne als
Ekstase der Einheit
beschrieben wird ... Und ich hatte das Empfinden, unsere
Präsenz als Raumfahrer
sowie die Existenz des Universums selbst war nichts
Zufälliges, sondern ein
intelligenter Prozess. Ich nahm das All als ein in gewisser Weise
bewusstes
Universum wahr..." (Weblink,
abgerufen am 6.8. 2014) In ähnlicher Weise
beschreiben manche Mystiker
Gott, begründen damit, dass die Welt nicht durch
"zufällige",
evolutionäre Mechanismen entstanden sein könne,
sondern durch ein intelligentes
Wesen geschaffen worden sein müsse. Dieser Schluss ist
allerdings äusserst
problematisch. Denn es ist alles andere als klar, ob es sich
bei diesem
Gefühl wirklich um einen "real existierenden Gott" handelt
oder
einfach - um ein Gefühl.
Mystiker beschreiben verschiedene
Formen von
Gotteserfahrungen, welche viele Ähnlichkeiten mit
Drogenerlebnissen aufweisen.
Auch Edgar Mitchell befand sich offenbar in einem Ausnahmezustand als
er seine
Erlebnisse hatte. Nur weil jemand das Gefühl hat, Gott zu
erfahren bedeutet
aber noch lange nicht, dass er Gott auch erfährt. Im
Drogenrausch können
Menschen der felsenfesten Überzeugung sein, fliegen zu
können - und es
fatalerweise auch ausprobieren, können Wahngefühle
geweckt werden, in Träumen
erscheinen unbezweifelbare Wesen, welche offensichtlich nicht real
existieren.
Es gibt sogar Menschen, welche eindeutig fühlen, dass sie tot
sind oder dass
ein Körperteil wie ein Arm nicht der ihre sei - obwohl es sich
ganz
offensichtlich um ihren Arm handelt. Analog dazu existiert ein
gefühlter Gott
als Gefühl, es ist aber längst kein Beweis
dafür, dass ein Gott auch unabhängig
und real existiert.
Zumal sich Gott als etwas
Gefühltes relativ leicht ohne
übernatürlichen oder übermächtigen
Gott erklären lässt. Aus
wissenschaftlicher Perspektive ist dies sogar aus mindestens zwei
Gründen
naheliegend: zum einen müsste sich eine "Energie" oder
"Kraft" messen lassen, da sonst der zweite Satz der Thermodynamik
(Energiesatz) falsch sein müsste. Bislang konnte aber eine
göttliche Kraft
weder gemessen werden noch gibt es Hinweise dafür, dass eine
"übernatürliche Macht" existiert (»Gibt
es
Übersinnliches?). Vielmehr
würde eine solche nicht messbare
"Energie" einen »Leib-Seele
Dualismus voraussetzen, der aus
wissenschaftlicher Sicht
ausgeschlossen werden kann. Zum anderen lassen sich Gotteserfahrungen
induzieren: mittels magnetischer Stimulationen gewisser Hirnareale
lassen sich
mystische Erlebnisse und Gotteserfahrungen aktiv herbeiführen,
was eindeutig
gegen eine göttliche Herkunft dieser Erfahrungen spricht (z.B.
Müller 2011, S.
195-198, die Ergebnisse sind allerdings noch umstritten).
Ebenfalls erstaunlich ist, dass
Gotteserfahrungen auch von
Atheisten gemacht werden können. So schreibt Ronald Dworkin in
seinem
Buch "Religion ohne Gott" auf Seite 12: "Sie
[religiöse
Atheisten] sagen, dass sie, obschon sie nicht an einen "personalen"
Gott glauben, nichtsdestotrotz davon überzeugt sind, dass es
im Universum eine
"Macht" gibt, die "grösser ist als wir". Diese
"Macht" bezeichnen sie offensichtlich aber nicht als Gott (sonst
wären es keine Atheisten). Wesentlich ist aber vor allem, dass
es kaum Hinweise
dafür gibt, dass es sich bei dieser "gefühlten Macht"
um dasselbe
handelt wie bei dem, was gemeinhin als Gott bezeichnet wird und wie es
- oder
"er" beispielsweise in der Bibel beschrieben wird. Eine
Gotteserfahrung ist weder Beweis noch Hinweis dafür, dass es
sich bei dem
Gefühlten um etwas Göttliches handelt, noch dass es
sich dabei um den Gott
handelt, der die Welt erschaffen haben soll, der dem Leben einen Sinn
geben,
der absolute Werte vorschreiben, der Natur eine immanente
Schönheit geben
soll (vgl. allgemein zu Gotteserfahrungen: Hill S. 199-226.).
Der personale
Gott
Denn der allmächtige Gott,
der einen zu schweren Stein
erschaffen können soll, ein allwissender Gott, ein
allgütiger Gott, Gott als
Schöpfer allen Lebens, Gott als Richter über Recht
und Unrecht - stets handelt
es sich dabei um eine personale Vorstellung. Es handelt sich dabei
nicht um
eine unpersönliche "Macht", welche alles durchwebt und
verbindet,
sondern um eine projektive, menschenähnliche Vorstellung. Gott
ist wie ein
Mensch - einfach mit perfekten Attributen. Spürt ein Mystiker,
ein betender
oder meditierender Mensch also Gott, so handelt es sich dabei kaum um
einen
personalen Gott, wie er in vielen "heiligen Büchern"
beschrieben
wird. Gott als Gefühl ist nicht dasselbe wie Gott als
Vorstellung des
Perfekten, der erstaunlicherweise in den heiligen Bücher gar
nicht mal so
perfekt dargestellt wird.
Bei den alten Griechen lieben, hassen
und streiten die
Götter. Der jüdische und christliche Gott
belohnt und bestraft, richtet und
urteilt, bezeichnet sich selbst gar als "eifersüchtig". Es
handelt
sich dabei keineswegs um eine "Kraft", welche gefühlt werden
kann,
sondern um handfeste Personen. Dass solche personalen
Götter mit
urmenschlichen Eigenschaften der menschlichen Phantasie entspringen
erscheint
naheliegend. Der Gott eines Pferdes hätte wohl andere
Eigenschaften. Vor allem
aber setzt die personale Vorstellung voraus, dass irgendwo ein
menschenähnlicher Gott existiert, für den in einer
Analogie die Erde wie für
uns vielleicht eine Art Puppenhaus oder Computerspiel ist: der
personale Gott hat
diesen Gegenstand (die Erde) selbst geschaffen so wie ein Mensch ein
Puppenhaus
oder auch eine virtuelle "Sims-Welt" schaffen kann.
Diese Analogie des
"schöpfenden" Gottes findet sich
auch beim Wunderglauben. Wunder sind Phänomene, welche
zugleich nicht gesetzmässig,
aber auch nicht zufällig geschehen. Es sind Phänomene
für welche es keine
natürliche Erklärung gibt, sondern die in der Regel
auf einen Gott
zurückgeführt werden. Dieser kann in die Geschicke
der von ihm selbst
geschaffenen Welt eingreifen wie der Sims spielende Mensch in die
Geschicke der
virtuellen Welt eingreifen kann. Wunder in diesem Sinne setzen eine
Absicht
voraus, ein zielgerichtetes Vorgehen, das wiederum einen personalen
Gott
voraussetzt. Eine "Macht", die alles durchwirkt kann keine Wunder
wirken wie sie auch nicht die Welt als Ganzes "schöpfen" oder
"schaffen" kann. Auch der Gott als Schöpfer der Welt, des
Universums,
des Urknalls, der Gott als erster Beweger entspricht also dieser
personalen
Vorstellung. Ein personaler Gott als Schöpfer des Universums
kann aus
wissenschaftlicher Sicht nicht ausgeschlossen werden. Es ist aber eine
transzendente, grundsätzlich unüberprüfbare
und damit unwissenschaftliche
Vorstellung. Die meisten (wenn nicht alle) Wunder lassen sich zudem bei
genauerer
Untersuchung ganz natürlich erklären: es handelt sich
dabei um subjektiv
unerklärbare Phänomene, die als göttliches
Eingreifen erscheinen mögen, für die
es aber einfache und vor allem ganz natürliche
Erklärungen gibt (»Warum
persönliche Erlebnisse wenig Aussagekraft haben).
Es gibt aus
wissenschaftlicher Sicht keinen Grund und keine Hinweise für
die Existenz von
Wundern, die auf einen personalen Gott zurückgehen, der in die
Geschicke der
Welt eingreift. Vielmehr führen solche Vorstellungen sehr
schnell zu
Widersprüchen (»Gibt
es
Übersinnliches?; »Determinismus
oder Indeterminismus), lässt sich die
Vorstellung eines personalen
Gottes nicht mit Gestalt und Art des Universums in
Übereinstimmung
bringen.
Gleichwohl glauben viele Menschen an
einen personalen Gott,
weil sie an einen personalen Gott glauben wollen, weil ihnen diese
Vorstellung
bei der Lebensgestaltung und Lebensbewältigung hilft und weil
sie einen
personalen Gott erfahren. Die Erfahrung eines personalen Gottes (im
Gegensatz
zur alles durchdringenden Kraft) lässt sich
allerdings leicht als eine Art
kindliche Phantasie erklären: so wie für ein Kind
Eltern "allmächtig"
erscheinen wird Gott als etwas Allmächtiges und Personales
projiziert. So wie
man sich einen Superman oder eine Superwoman vorstellen kann, auch wenn
diese
nicht existieren, lässt sich ein "Supermensch" vorstellen, den
man
dann als Gott bezeichnet und dem man alle positiven Eigenschaften
zuschreibt.
Diese Phantasievorstellung kann so "real" werden, dass mit ihr
kommuniziert werden kann. So wie wir mit dem oder der
abwesenden Geliebten
im inneren Monolog kommunizieren und sie oder ihn als
ständigen Begleiter
erfahren können, lässt sich auch mit einem
imaginierten Gott reden. Dieser kann
auch gut zuhören, einem Tipps gehen, wird als etwas Fremdes
erlebt, obwohl er
mitten in einem drin zu sein scheint. Hier vermischen sich
dann die
Vorstellung eines personalen Gottes mit jener eines
unpersönlichen Gottes. Denn
diese "innere Stimme" kann einfach imaginiert sein, oftmals
steckt aber auch mehr dahinter.
Gott als innere
Stimme
Mithilfe von Gebeten, Ritualen,
Meditation oder auch
unterstützt durch Drogen kann eine innere Stimme wahrgenommen
werden, welche
irgendwie als zugleich fremd und besonders nahe empfunden wird. in der
Entspannung kann das "normale" Ich in den Hintergrund treten und eine
Stimme gefühlt und auch gehört werden, welche zwar
aus dem tiefsten Inneren zu
kommen scheint, zugleich aber auch "anders", fremd ist. Manche Leute
bezeichnen diese Stimme als ihr "wahres Selbst", das es zu
ergründen
gelte, andere bezeichnen sie als "Gott". Verstärkt wird dieser
göttliche, überlegene Eindruck dadurch, dass diese
innere Stimme eine sehr
grosse Autorität besitzt und "weiser" zu sein scheint als man
selbst.
Die Stimme scheint sehr viel zu wissen, gute Ratschläge geben
zu können, die
Kontrolle und den Überblick zu haben. Die Stimme kann zu einem
sprechen, als ob
jemand Fremder zu einem spricht, die Stimme ist aber zugleich eindeutig
ein
Teil des eigenen Selbst. Es fühlt sich an, als ob
jemand zu einem spricht,
der zugleich anwesend und abwesend ist.
Doch auch hier scheint es sich einmal
mehr um einen
psychologischen und ganz natürlichen Effekt zu handeln. Ob es
sich um eine
göttliche oder einfach eine "innere" Stimme handelt,
lässt sich im
Prinzip sehr einfach überprüfen: Handelte es
sich bei der Stimme um die
Stimme Gottes oder je nach Religion um die Stimme eines Gottes, dann
müsste die
Stimme auf bestimmte Fragen immer die gleiche Antwort geben.
Fragte man
sie beispielsweise nach ihrer Augenfarbe, dann müsste sie
immer die gleiche
Antwort geben: entweder die korrekte Augenfarbe - oder dass sie gar
keine Augen
hat. Schon bei dieser eigentlich absurden Fragestellung ergeben sich
mit
Sicherheit unterschiedliche Antworten - aber es liessen sich
natürlich noch
viel bessere Fragen stellen. Wichtig bei einem solchen "Test"
wäre
allerdings, dass er doppelblind durchgeführt würde:
die Fragestellungen müssten
von anderen Personen verfasst werden als jenen, welche am Test
teilnehmen oder
diesen praktisch durchführen.
Berühmt geworden ist Gott als
"innere Stimme" auch
durch George W. Bush, der sich angeblich durch sie (oder eben "durch
Gott") bei seinen Entscheidungen leiten liess (Focus.de,
abgerufen am 6.8.2014). Es erscheint offensichtlich genug, dass dieser
"Gott" weder allmächtig noch allwissend noch nur gut gewesen
wäre, da
sich doch manche Entscheidung als falsch herausgestellt hat - und
andere Leute,
welche ebenfalls durch die innere Stimme "mit Gott" gesprochen haben
wollen, konträre Antworten erhalten haben werden. Dies
erstaunt auch nicht
weiter, da angeblich der identische Gott Juden, Christen und
Muslime
völlig verschiedene und sich widersprechende
Handlungsanweisungen gegeben haben
soll, was ja auch immer wieder zu Konflikten bis hin zu Kriegen
führt. Die
"innere Stimme", egal ob von einem "einfachen Gläubigen"
oder einem angeblich "heiligen Propheten" ist kaum Gottes Stimme,
sondern ein inzwischen hinlänglich untersuchter
psychologischer Effekt.
Gott als Quelle
der
Wahrheit
Diese "göttliche innere
Stimme" spielt vor allem in
der Esoterik eine eminent wichtige Rolle. Sie wird dort gerne auch als
"Intuition" bezeichnet. Intuition ist an sich etwas sehr Wichtiges
und auch sehr Wirkungsvolles. Es handelt sich dabei aber vor allem um
eine
Entscheidungshilfe basierend auf selbst gemachten (auch unbewussten)
Erfahrungen und definitiv nicht um einen "Quell der Wahrheit", um
eine "Verbindung zum Universum", zur "geistigen Welt", zum
Göttlichen, auch wenn es sich so anfühlen mag. Dies
lässt sich mit dem eben
beschriebenen Test zeigen, der natürlich doppelt verblindet
durchgeführt werden
müsste: man müsste verschiedenen Esoterikern wiederum
identische Fragen
stellen, die nur eine "göttliche Macht" beantworten kann.
Handelt es
sich bei der Intuition, bei der innerlich gefühlten Stimme um
einen "Quell
der absoluten Wahrheit", müsste die Antwort bei allen
identisch ausfallen,
was kaum geschehen wird, betrachtet man beispielsweise die enorme
Fehlerquote
"ernsthafter" Astrologen (Wahrsagercheck).
Dabei spielt es keine Rolle, ob die Verbindung durch "Trance",
"Channeln", "Pendeln" oder was auch immer hergestellt
würde, ob angeblich die "Akasha-Chronik" angezapft oder mit
"Engeln" kommuniziert würde.
Fazit
Gott gibt es nicht. Gott gibt es
genausowenig wie es einen
verheirateten Junggesellen oder ein Kwabromuzl gibt - da der
Gottesbegriff viel
zu umfassend und dadurch widersprüchlich ist. Um Gott zu
beweisen oder zu
widerlegen muss deshalb zuerst geklärt werden, was mit "Gott"
genau
bezeichnet wird. Wie diese Analyse gezeigt hat, lässt sich
weder ein personaler
Gott noch ein Gott als "abstrakte Macht" problemfrei denken.
Vielmehr deutet vieles darauf hin, dass es sich bei Gotteserfahrungen
um
Täuschungen handelt, dass Gott eine Projektion, eine Phantasie
ist und es
keinen Gott unabhängig vom menschlichen Denken gibt. Es sei
aber nochmals
vermerkt, dass ohne genaue Klärung des Gottesbegriffs weder
ein Beweis noch
eine Widerlegung sinnvoll machbar sind und es definitiv Gottesbegriffe
gibt,
die denkbar und möglich sind.
Diese Erkenntnis ist zentral bei
Gesprächen über Gott. Es
sollte stets darauf geachtet werden, dass klar ist
worüber man spricht:
nur allzuoft streitet jemand die Existenz eines personalen Gottes ab
mit
weissem Bart ab - um einige Minuten später in anderem
Zusammenhang wieder von
einem personalen Gott zu sprechen. Solche semantischen Verschiebungen (»Versetzen
der semantischen Torpfosten) sind
äusserst tückisch und verschleiern
gerne die Problematik, um die es eigentlich
geht. Gesprächen über Gott und
die Welt - sollten sie dem Erkenntnisgewinn dienen - müssten
also eigentlich
jeweils eine Begriffsklärung vorhergehen: ansonsten
können sich zwar
abendfüllende, spannende und unterhaltsame Gespräche
ergeben, der Wahrheit
kommt man aber nicht näher.
Erwähnte
Literatur
Dawkins,
Richard. 2008. Der
Gotteswahn. Ullstein Taschenbuch.
Dworkin,
Ronald. 2014. Religion
ohne Gott. 1. Aufl. Suhrkamp Verlag.
Hill,
Keith. 2013. Die
Gott Revolution: Wie die Vorstellung von Gott sich in der modernen Welt
radikal
verändert hat. 1. Aufl. Via Nova.
Müller,
Tobias und Thomas M. Schmidt, Hrsg. 2011. Ich denke also bin ich Ich?: Das Selbst zwischen
Neurobiologie, Philosophie und Religion. 1.
Aufl. Vandenhoeck &
Ruprecht.
Niemz,
Markolf H. 2011. Bin
ich, wenn ich nicht mehr bin? Ein Physiker entschlüsselt die
Ewigkeit.
3. Aufl. Kreuz Verlag.
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